Im Zusammenhang mit der Entstehung der modernen europäischen Nationalstaaten kann Schule als eine Institution und Praxis verstanden werden, die einerseits gesellschaftlich hergestellt ist und Gesellschaft andererseits überhaupt erst mit hervorbringt. Rassekonstruktionen sind für Schule in diesem Sinne von Modernität konstitutiv (,racial school‘).
Bereits seit den 1960er-Jahren bestehen im anglo-amerikanischen Raum Aufmerksamkeiten hinsichtlich der Institutionalisierung von Rassismus (z.B. durch das Werk „Black Power“, Hamilton & Toure 1967). Im deutschen Kontext verschiebt die Forschung zu Institutioneller Diskriminierung (Radtke & Gomolla 2002) in der Schule erstmals Anfang der 2000er-Jahre Aufmerksamkeiten hin zu den institutionellen Strukturen, Routinen und Entscheidungsmustern im Erziehungs- und Bildungssystem. Zahlreiche empirische Arbeiten aus migrationspädagogischer und rassismuskritischer Perspektive stellen in den letzten Dekaden Anschlüsse für die Exploration von Institutionellem Rassismus in der Schule bereit.
Rassismus wird zunehmend zum Thema öffentlicher Debatten, die in Schule spezifische Gestalt annehmen. Ein in Anschluss and die rechtsextremen Mordanschläge von Hanau eingesetzter Kabinettsausschuss (KAdB 2020) erklärt den Einsatz gegen Rassismus zu einer der Kernaufgaben von Politik und Gesellschaft und fokussiert mit einem umfangreichen Maßnahmenpaket u.a. das Bildungssystem.
Die Nachwuchsgruppe (NWG) Kontinuität und Neuformierungen von Institutionellem Rassismus in der Schule (KoNIR) schließt an die förderpolitischen Ziele des BMBF an, versteht Rassismus als gesamtgesellschaftliches Problem und analysiert dessen Institutionalisiertheit und Wandlungsfähigkeit in der Schule.